Lernen mit RAP-Songs
Datum: 12.04.2024Rev.:
Autor: © 2024 Lars Jäger
Die Frage ist eigentlich nicht neu: "Wie findet man einen Weg zu lernen?". Diese Frage stellen sich Schüler und Studierende als Lerner, aber natürlich auch die Lehrenden an Schulen und Hochschulen weltweit. Skripte, Bücher, Artikel, Fallstudien, Lernkarten und vieles mehr. Der Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Aber fragt man die Betroffenen, so hält sich die Begeisterung bei den Lernenden oder den Lehrenden in Grenzen. Die Gründe sind dabei durchaus individuell und sehr heterogen. Lernerseitig wird oftmals auf "langweilige" Lernmaterialien, fehlende Lust am Lesen und von Seiten der Lehrenden auf hohen Erstellungs- und Aktualisierungsaufwand verwiesen. Dies deckt sich auch mit aktuellen Statistiken. So belegt die Jugend, Information, Medien(JIM)-Studie aus November 2023 für Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren, dass Printmedien wie Tageszeitung (9% der Mädchen bzw. 13% der Jungen, die befragt wurden), Zeitschriften (12% bzw. 14%) kaum oder Bücher (42% bzw. 27%) nur mäßig genutzt werden. Hoch im Kurs stehen dagegen Smartphone (98 bzw. 97%), Internet (95% bzw. 95%), Musik hören (92% bzw. 88%), Online Videos (77% bzw. 86%). Auffällig ist, dass insbesondere das Hören von Musik extrem hoch in der Mediennutzung rangiert. Analysiert man die beschriebenen Trends, kommt man zur Frage, welche Chancen die Situation birgt. So könnte man durchaus versuchen die dominierenden Nutzungstrends aufzugreifen, quasi als Trägertrend für das Lernen, was bisher überwiegend in den immer weniger beliebten Medien stattfand. Aber wie?
Eine mögliche Antwort könnte Rap-Musik sein. "Rap" ist in den letzten Jahrzehnten global zu einem der großen Musikstile gewachsen. Der "Rap" ging in den 1970-iger Jahren aus der afroamerikanischen Hip-Hop-Kultur hervor. Der Niedergang ganzer Stadtteile in US-Großstädten, hohe Arbeitslosigkeit hohe Kriminalitätsraten können durchaus als Treibsatz hinter Hip Hop und Rap gesehen werden. Die Musik wurde zur künstlerischen Form sich Gehör zu verschaffen. Der Begriff "Rap" ist für die einen eine Abkürzung für "Rhythm and Poetry". Andere verstehen es als englischen Ausdruck für "plaudern","quatschen", "quasseln", oder "schwatzen". Das trifft es auch ziemlich gut, wenn man sich Rap-Songs anhört. Die Rapper verwenden in ihren Musikstücken rhythmische Sprache und Reime, um ihre Geschichten zu erzählen, Emotionen auszudrücken und häufig auch sozialkritische Botschaften zu vermitteln. Der "Sprechgesang" ist inzwischen fester Bestandteil der Musikbranche und insbesondere unter den jüngeren Altersgruppen sehr beliebt. Hier soll es jedoch nicht um die Musikhistorie gehen, sondern um die Frage des Lernens mit Rap-Musik.
Die Idee. Durch den Einsatz von RAP-Musik könnten sich positive Lerneffekten bei Schülern und Studierenden erzielen lassen. Man müßte lediglich zentrale Lernthemen verkürzt oder in Form von Schlagworten in die Musik als Songtext Bestandteil integrieren. Auch Reime lassen sich aus dem zu lernenden Stoff je nach Thema mehr oder weniger einfach generieren. Hier ist der RAP was erste Tests in Bezug auf das Textverstehen besonders geeignet. Durch den "Sprechgesang" sind die Inhalte relativ gut zu verstehen. Und genau hier liegt die besondere Eignung des Rap gegenüber anderen Musikrichtungen wie zum Beispiel "Trash-Metal" oder "Instrumentalmusik". Buzzwords und Grundzusammenhänge, die in den Songs verankert werden, würden über wiederholtes hören einen Lerneffekt auslösen. Ob bewußt oder unbewußt sein erst einmal dahingestellt. Vielmehr geht es hier um die Schaffung zusätzlicher neuartiger Lernmaterialien, die Spaß machen, einfach zu konsumieren sind in einem Format, was ein präferiertes Medium darstellt. So lassen sich über Rap-Musik das Musikhören und das Lernen verbinden. Man könnte aus dem Klausurstoff für eine Finance-Klausur (oder auch andere Fächer) Rap-Musik produzieren. Im ersten Moment fragt man sich vielleicht, wie das gehen soll. Es gibt hierzu verschiedene mehr oder weniger aufwendige Wege. So könnte man Text und Musik für den Song eigens komponieren und einspielen. Dies wäre sicher zeit- und kostenintensiv, sofern der Lehrende dies nicht vollständig allein umsetzen könnte. Der hohe Aufwand für die Erstellung und ggf. notwendige Anpassungen dürfte eher abschreckend wirken. Eine ganz neue Alternative - wie der Autor an Prototypen als Erster gezeigt hat - ist die Erstellung mittels Künstlicher Intelligenz (KI). Durch die Eingabe von Inhaltsschlagworten der zu lernenden Fachinhalte und Musikstil generiert die KI den kompletten Titel. Der zeitliche Aufwand ist überschaubar und der finanzielle Aufwand (Lizenzgebühren) eher gering bis moderat anzusehen (je nach Software und Abo). Nun mag nicht jeder automatisch generierte Titel überzeugen, aber auch dafür gibt es eine Lösung. Man kann der KI durchaus den eigenen Text vorgeben, die die KI lediglich in den Song umwandelt.
Erste Tests vom Autor verliefen sehr erfolgsversprechend und mit sehr positivem Feedback von Studierenden. Natürlich steht hier die Entwicklung erst am Anfang, birgt aber jetzt schon nach Meinung des Autors enormes Potential. Die in weiterer Forschung zu prüfenden Hypothesen könnten sein: Rap-Songs mit fachlichen Inhalten führen zu höherer Lernmotivation bzw. zu höherem Lernerfolg.
Quellen/Literatur: